Literaturpreis
Das in Berlin 2005 ausgezeichnete Gedicht (Deutscher-Jugend Poetry-Slam), „kleiner Vogel“, dass über den Verlust eines Freundes handelt und in sieben und dreißig Versen verfasst wurde, ist absolut bewegend und tragend, eines der schönsten Gedichte der neuen Junglyrik, geschaffen aus der Feder des Duisburger Herzensschreiber Steffen Kersken.
WestdeutscheAllgemeineZeitung
Als Gott dich von dieser Erde geholt hat, konnte ich das kaum akzeptieren. Nur wenige Menschen haben mir jemals so viel Liebe entgegengebracht, wie du. Du bist wie ein Vater und eine Mutter gewesen, eine Familie und wie ein Freund.
Es fällt mir schwer den Schmerz zu verbergen, wenn ich an die Zeit mit Dir denke, oder einen Sonnenaufgang, denn alles erinnert mich an dich.
Der Verlust in meiner Seele ist nicht in Worte zu erfassen, ich habe es Nächte lang versucht.
Ich schrie die Trauer hinaus, betäubte mich mit edlen Tropfen und weinte solange, bis keine Träne sich mehr zeigen wollte. Mir blieb nur dieses Gedicht, das nicht annähernd zeigt, was ich empfinde.
Ich lasse dich mit diesem Gedicht, in eine andere Welt ziehen - in der du auf uns wartest, mit der Hoffnung, so weiter leben zu können.
Für Stefan, Christoph und mich
Kleiner Vogel
Endlos scheint der Rhythmus der Gezeiten
Die Sonne, die den Tag erweckt und
Der Mond, der uns die Träume bringt
Scheinbar ruhelos ziehen sie umher
Du warst wie ein starker Sonnenstrahl
Hast vielen einen Anfang gebracht
Du warst wie ein schimmerndes Mondlicht
Hast dich mit den Kindern in die Nacht geträumt
Scheinbar ruhelos bist du umhergezogen
Zusammen haben wir Mauern durchbrochen
Mauern aus Zwang und der Hoffnung von Freiheit
Wir haben die Liebe entdeckt
Wenn wir sie verloren, uns wärmend in den Armen gestützt
Mit Angst im Bauch marschierten wir
Durch Wälder von Rückschlägen und Verlusten
Haben uns Geschichten von Sternschnuppen und Glühwürmchen erzählt
Und jeden dunklen Baum gefällt
Wir haben gemeinsam zu Grabe getragen
Freunde durch Erinnerungen ersetzt
Und bis in den Morgen geweint
Sind Wände aus Idealen hochgeklettert, die stetig in die Höhe wuchsen
Haben die Sterne gezählt und Neue Welten voller Fantasie entdeckt
Haben die Sehnsucht mit Liedern vertrieben
Haben deine Kinder im Arm gehalten
Den Herzschlag des neuen Lebens gespürt
Gemeinsam dem Leben getrotzt
Gemeinsam dem Leben verfallen
Und nun bist du fort
Ein versteinerter Mond der, den Sonnenaufgang verdeckt
Kalt und starr ist es ohne dich
Was soll der Wind, wenn da nichts ist
Was er mit sich tragen könnte
Kein Samenkorn, kein Schmetterling
Mit dir ist alles gegangen
Unsere Hoffnung, unser Traum
Was bleibt ist
Ein Wasser ohne Quelle
Ein Feuer ohne Licht
Ein Himmel ohne Stern
Eine Liebe ohne Herz
Ich stehe da, wie eine verwelkte Lilie
Ein Sandkorn vom Strande verweht
Wie ein Clown der nicht lacht
Ein Baum, der keine Wurzeln schlägt
So haltlos und so willenlos
Dass es keinen Sturm bedarf, um mich zu stürzen
Wie ein Schmetterling ohne Farbe
Eine Rose ohne Duft
Wie ein Fluss, der das Meer nicht findet
So, als hätte ich keinen Anfang und kein Ende
Mit dir vergeht die Poesie
Verlieren Worte ihren Klang
Verlieren Tränen ihren Schmerz
Wie ein Stück lebloses Brot
Von Gott erschaffen, doch der Hunger fehlt
In mir brechen sich die Meere
Ihre Wellen schlagen mir zum Hals
Einfach alles schmeckt nach Salz
Die Kontinente verschieben sich
Und alles wankt
Was ich gelernt
Für mich gibt es kein halten mehr
Kein Grund eine Schlacht zu überleben
Oder die Menschheit vom Guten zu überzeugen
Wie Sterne vom Himmel, fällt der Schmerz in mein Herz
Verwirrt trage ich eine unsichtbare Perlenkette um den Hals
Perlen aus Erinnerungen von dir
Und niemand kann sie sehen
Oft lege ich sie in meine Hand, versuche sie zu spüren
Ihre Farben zu erkennen
Vor mir bewegen sich die Menschen
Wie sie lachen und weinen
Geben und nehmen
Sie sind mitten im Leben
Winken aus Zügen, winken aus Autos, winken aus Bars
Winken aus Flugzeugen, winken zudem den Sternen zu
Tausendfach spiegeln sich deine Eigenschaften in ihnen
Aber niemand scheint, wie du zu sein
Wo bist du nur mein Freund
Schlafe kleiner Freund
Träume kleiner Freund
Ich baue dir ein Haus aus Liebe
Schlafe kleiner Freund
Träume kleiner Freund
In deinen blauen Augen habe ich Geschichten gesehen
Erinnerungen voller Liebe und Aufbrüchen
In deinen Worten waren Poesien voller Hoffnungen
Eine Stimme voller Mut und Bescheidenheit zugleich
In meinen Ohren klingt sie noch
Mit deinen Händen hieltest du mich fest
Zeigtest mir Wege bis hinter den Horizont
Du brachtest mich in Ferne Länder
Wir sind nach versunkenen Galeonen getaucht
Haben wilde Orchideen gepflückt
Und die Entferntesten Wüsten des Orients erforscht
Aber du gabst mir ein Zuhause
Hast mir eine Bastion gegen die Zeit gebaut
Ein Stück Frieden auf dieser Welt
Hast die Hand über mich gehalten und jede Träne aufgefangen
Ungefragt hast du deinen funkelnden Charakter
Für mich in den Wind gehalten
So als gäbe es nur mich
Ich war wie ein grüner Zweig an deinem Baum
Ein Fisch in deinem Bach
Eine Hoffnung in deinem Traum
Wie eine Welle in einem Meer
Ein aufgewühltes Wasser
Von dir besänftigt
Wie ein einsamer Berg
In der Weite des Horizontes
Du mir als Wind ein Liedchen singst
Wie eine zertrocknete Wüstenblume
Du mir deinen Regen schenkst
Ich war wie ein unerwidertes Gefühl
Hilflos vergeudet
Hast du meine Sehnsucht gestillt
Wie ein unsichtbarer Engel
Hast du mich behütet
Würde die Sonne nicht existieren
Hättest du mir dein Herz geschenkt
Denn es war deine Liebe
Die Alles
Und das Licht der Welt am Leben hielt
Es ist sinnlos dich zu suchen
Dich zu finden in den Menschen
Du wolltest den Anderen nur geben
Aus deinem Samen voller Liebe
Hast Geschenke aus Charakter gemacht
Aus dem Licht deiner Träume
Aus dem Wind deiner Freiheit
Von dem Glück deiner Existenz
Von dem Herzschlag deiner Kinder
Aus der Liebe deiner Frau
Nie gab dir Jemand etwas zurück
Nie hat dir Jemand gedankt
Dir auf die Schulter geklopft
Oder dich beiseite genommen
Nie reichte dir Jemand eine Hand
Aber, dass wolltest du auch nie
Wo bist du nur mein Freund
Schlafe kleiner Freund
Träume kleiner Freund
Ich baue dir ein Haus aus Liebe
Schlafe kleiner Freund
Träume kleiner Freund
...mehr im Buch Mondlichttänzer 2006