6-Säulenkonzept Konzentration
Ergotherapie
Aus der Zeitschrift Praxis Ergotherapie: Artikel Januar 2025 - Verlag Modernes Leben
Übungen für die Praxis zur Verbesserung von Konzentrationstraining, fernab von PC-Training und zu allen beschriebenen Faktoren in den Lebensbereichen mit Einfluss auf Leistung, finden Sie im Springernature Buch:
"Kognitives Training in der Ergotherapie"
Das 6-Säulenkonzept von Steffen Kersken:
Eine ganzheitliche Alternative zum PC-Training in der Ergotherapie und Psychiatrie
Das 6-Säulenkonzept ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Förderung von Konzentrationsfähigkeiten, der vor allem in der Ergotherapie und Psychiatrie Anwendung findet. Anders als herkömmliche PC-gestützte Trainingsprogramme berücksichtigt es die Wechselwirkungen zwischen psychischen, physischen und sozialen Aspekten der Leistungsfähigkeit. Ziel des Konzepts ist es, Konzentrationsschwächen nicht isoliert, sondern im Kontext der individuellen Lebensrealität zu betrachten und anzugehen.
1. Einführung
Konzentrationsprobleme sind bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Burnout oder Angststörungen häufig. Diese Probleme resultieren oft aus einer Überforderung, die durch das Überschreiten persönlicher Grenzen entsteht. Leistung wird dabei nicht nur als berufliche oder schulische Produktivität definiert, sondern als die Fähigkeit, alltägliche Herausforderungen zu bewältigen. Das Konzept sieht vor, Leistung umfassend zu betrachten und nicht allein auf gesellschaftliche Maßstäbe oder persönliche Bewertungssysteme zu reduzieren. Physiker würden sagen, Leistung ist eine physische Größe, die den Energieverbrauch in einer bestimmten Zeitspanne beschreibt. Ein Chef könnte behaupten, dass sie die geleistete Arbeit von 8 bis 16 Uhr definiert. Aber berücksichtigt ein Chef dabei auch, dass Frau Meier nach 16 Uhr noch den Haushalt bis 20 Uhr erledigt? Leistet ein Paralympics-100-Meter Rollstuhlfahrer weniger als ein gesunder Sprinter, weil er langsamer ist? Das 6-Säulenkonzept impliziert: „Jeder Mensch leistet viel, nur jeder auf andere Weise.“ Im 6-Säulenkonzept hieße eine Definition von Leistung etwa so: Leistung heißt, unabhängig von gesellschaftlichen oder persönlichen Bewertungssystemen, täglich an seine Grenzen zu kommen und seinen Alltag zu meistern. Grenzen liegen für jeden Menschen individuell woanders, für die erziehende Mutter beim Familien-Business, beim Manager im Rahmen seines Berufes, jeder Mensch leistet Arbeit und verbraucht Energie, jeder auf seine Weise und in seinen persönlichen Lebensbereichen. Wenn Menschen ihre Grenzen überschreiten, dann können Leistungsmängel entstehen, aufgrund von Erschöpfung, Überforderung, Stimmungsschwankungen oder zusätzlichen Stress. Auch Veränderungen bringen oft Grenzüberschreitungen mit sich, die in der Psychotherapie und ergotherapeutischen Behandlung eine Rolle spielen. Leistung wird in unserer Gesellschaft wertgeschätzt, oft erwartet und positiv verstärkt. Viele soziale Gruppen basieren auf Wertesystemen, die durch Leistungsprinzipien definiert sind. Aber berücksichtigt ein Wertesystem wirklich alle Leistungsfaktoren? Ein Chef, der Leistung nur von 8 bis 16 Uhr über den Beruf definiert und die Leistung der Mitarbeiter nur daran misst, lässt viele andere leistungsbezogene Faktoren außeracht. Ein zentrales Thema im Konzept ist die gesellschaftliche Bewertung von Leistungsfähigkeit. Menschen mit Burnout beispielsweise werden oft als "schwach" angesehen, obwohl sie durch das Überschreiten ihrer individuellen Belastungsgrenzen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit geraten sind. Das Paradoxon dabei ist, dass sie scheitern, weil sie über einen längeren Zeitraum „zu viel“ geleistet haben. Das 6-Säulenkonzept zielt darauf ab, solche Missverständnisse zu korrigieren und die Ursachen für Leistungseinbrüche ganzheitlich zu analysieren.
2. Leistung verstehen und verbessern
Um Konzentrationsfähigkeiten effektiv zu fördern, muss zunächst die individuelle Leistungsfähigkeit erfasst werden. Dies geschieht im 6- Säulenkonzept durch drei methodische Zugänge:
Standardisierte Leistungstests zur objektiven Bewertung geistiger Fitness.
Selbstbeurteilungsskalen, die die subjektive Wahrnehmung einbeziehen.
Fremdbeurteilungsskalen, die durch Beobachtungen von Therapeuten oder Angehörigen ergänzt werden.
Diese Methoden sollen nicht nur die kognitive Ebene, sondern auch emotionale und körperliche Aspekte der Leistungsfähigkeit einbeziehen. Die Betrachtung erfolgt dabei in drei Dimensionen:
1. Starre Leistungen (Wissen und Fertigkeiten, die stabil bleiben).
2. Flexible Leistungen (aktuelle geistige Fitness, vergleichbar mit der Kapazität eines Arbeitsspeichers).
3. Emotionale und körperliche Faktoren (Stimmung und Fitness).
3. Starre und flexible Leistungen
3.1 Starre Leistungen
Diese umfassen erlerntes Wissen, Wortschatz und spezifische Fähigkeiten, die gegen kurzfristige Störungen resistent sind. Beispielsweise können sich Demenzpatienten trotz kognitiver Einschränkungen an Volkslieder erinnern und singen, während ihnen das Lesen einer Uhr schwerfällt. Starre Leistungen entwickeln sich früh und stabilisieren sich durch Bildung und Lebenserfahrungen. Sie bleiben in der Therapie oft stabil und verändern sich nicht.
3.2 Flexible Leistungen
Flexible Leistungen sind dynamischer und spiegeln die aktuelle geistige Fitness wider. Sie umfassen Fähigkeiten wie Konzentration, Multitasking und Problemlösung. Diese werden durch Intelligenztests und Messungen der Arbeitsspeicherkapazität erfasst. Die flexible Leistung kann durch Stress, Überlastung oder Hirnfunktionseinschränkungen beeinträchtigt, aber durch gezielte Trainingsprogramme oft gesteigert werden. Ein Vergleich mit einem PC-Arbeitsspeicher verdeutlicht die Dynamik: Wenn der Arbeitsspeicher ausgelastet ist, verlangsamt sich das System. Ähnlich verhält sich der Mensch bei kognitiver Überforderung. Trainingsprogramme können die Kapazität des Arbeitsspeichers steigern und somit die Konzentrationsfähigkeit verbessern.
4. Die Rolle von Stimmung und körperlicher Fitness
Neben den kognitiven Fähigkeiten spielen auch emotionale und körperliche Faktoren eine entscheidende Rolle. Chronische Überlastung, fehlende Erholungsphasen oder emotionale Belastungen wie Trauer, können die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen. Daher integriert das 6-Säulenkonzept auch Ansätze, die auf die Regulierung von Emotionen und die Förderung körperlicher Aktivität abzielen.
5. Gesellschaftliche Herausforderungen
Ein zentraler Aspekt des Konzepts ist die kritische Reflexion gesellschaftlicher Werte und Normen in Bezug auf Leistung. In einer zunehmend digitalisierten Welt wird soziale Anerkennung häufig mit beruflicher und akademischer Leistung verknüpft. Handwerks- und soziale Berufe verlieren in den Augen vieler Jugendlicher an Attraktivität. Gleichzeitig entstehen kognitive Einschränkungen unabhängig von sozialem Status oder Beruf. Das Konzept plädiert daher für eine individuelle und ganzheitliche Betrachtung der Leistungsfähigkeit. Wenn man die Ausprägung der geistigen Fitness als geistiges Leistungsvermögen bzw. Intelligenz auffasst, findet man umfangreiche wissenschaftliche Studien, die nachweisen, dass diese Leistungsgröße unter allen bisher geprüften Variablen den engsten Zusammenhang mit Erfolgen in der Schule, im Beruf und Alltag hat. Der Erfolg wird von vielen Patienten als Maßstab für ihre Leistungsfähigkeit gesehen und dient ihnen als Orientierung für ein effektives Hirnleistungstraining. Häufig streben sie danach, ihre frühere Leistungsfähigkeit zurückzuerlangen. Im 6-Säulenkonzept wird diese Perspektive jedoch gemeinsam mit den Patienten kritisch hinterfragt und analysiert. Dabei steht der Leitsatz im Mittelpunkt: „Das, was ich will, ist nicht immer das, was ich brauche.“ Gesellschaften entwickeln sich immer weiter weg von einer Agrar- und Industriegesellschaft hin zu einer digitalisierten Welt, die Handwerks- und sozialen Berufe spielen in Wertesystemen von Jugendlichen immer weniger eine Rolle, denn sozial erfolgreich sein wird mit Leistungsfähigkeit immer häufiger verknüpft. Die Realität zeigt aber, das kognitive Einschränkungen bei Patienten aus allen sozialen Schichten und Alters entstehen, ob beruflich erfolgreich oder nicht, ob reich oder arm. Das 6-Säulenkonzept ermöglicht es, individuelle Perspektiven auf Leistung zu entwickeln, die Leistungsfähigkeit eines Patienten neu zu definieren und dadurch verborgene Ressourcen sowie Fähigkeiten wieder zu aktivieren. Wenn man Leistung also dreidimensional betrachtet, dann spielen für das Konzentrationstraining im 6-Säulenkonzept neben Erflog und den geistigen Fähigkeiten auch noch andere Begriffe eine wichtige Rolle:
Erfahrung oder starre Leistung
Geistige Fitness oder flexible Leistung
Mentale Stimmung, Bedürfnisse, Struktur und Denkmuster
Körperliche Fitness
6. Testung und Verlaufskontrolle
Das Konzept sieht vor, die Leistungsfähigkeit zu Beginn, während und am Ende einer Therapie zu messen, um Fortschritte zu dokumentieren und den Erfolg des Konzentrationstrainings zu bewerten. Die Kombination aus objektiven Tests, subjektiven Selbsteinschätzungen und Fremdbeurteilungen ermöglicht ein differenziertes Bild der Leistungsfähigkeit und ihrer Veränderung im Verlauf der Therapie.
7. Die Wirkung von mentaler Gesundheit und körperliche Fitness auf Leistung
Im Rahmen von Patientenerfragungen in einer Tagesklinik, Tagespflege, stationärer Psychiatrie und Arbeitstherapie, konnten klare Zusammenhänge von mentaler Stimmung und Leistungsfähigkeit gezogen werden, unterstützt und parallel von Datenerfassungen der Testungen am Anfang und Ende eines Konzentrationstrainings. Der Eindruck festigt sich, dass psychiatrische Erkrankungen, ein schlechter psychiatrischer Zustand und eine schlechte körperliche Verfassung sich auf die Leistungsfähigkeit eines Menschen auswirkt. Es ist des Weiteren zu beobachten, dass statistisch jeder zweite Patient bei Erhebungen, über Konzentrationsmangel klagt. Die Patienten beschreiben dabei eine schlechte mentale und körperliche Verfassung aufgrund einer Krisensituation und Verlust der Alltagsstruktur oder gewohnter Umstände.
Dieser Zusammenhang wurde durch Datenerhebungen am Anfang der Therapie zudem gefestigt. Patienten mit besseren Datenwerten beschreiben sich eher zuversichtlich und betrachten Krise eher optimistisch. Beispiele mental gesünderer Patientenaussagen bezogen auf Krisen im Rahmen des Erstgespräches:
"Das wird schon wieder"
"Die Energie kommt schon zurück, außerdem bin ich ja hier, um was daran zu ändern!"
"Was ich anfange, führe ich auch zu Ende, ich werde das Problem irgendwann schon lösen!"
Beispiele mental angeschlagener Patientenaussagen bezogen auf Krisen im Rahmen des Erstgespräches:
„Ich fühle mich erschöpft und bin müde. Ich finde das Leben nicht lebenswert und nchts interessiert mich mehr.“
„Ich bin unglücklich und fühle mich gedrückt und traurig, mich kann nichts mehr aufheitern.
„Ich gebe leicht auf, weil ich mich nicht mehr konzentrieren kann!“ Patienten mit schlechter mentaler Verfassung schnitten in
Testungen vergleichsweise weniger gut ab. Patienten mit schlechter mentaler Stimmung beschreiben in Erstgesprächen oft einen sozialen Rückzug und eine Bedürfniseinschränkung, wie das Reduzieren von sozialen Kontakten und das Einschränken von allgemeiner Aktivität. Fehlende Motivation und mangelnde Aktivität führen augenscheinlich zur Restriktion von Ausdauer, Resilienz und allgemeiner Fitness zur Stressbewältigung. Hirnleistungstestungen bestätigen die Symptombeschreibung und den Zusammenhang von mangelnder Aktivität, aber auch Fremdeinschätzungen über Patienten durch unterschiedliche Disziplinen, wie Ärzte, Sozialarbeiter oder Pflegepersonal.Symptome wie Grübeln, destruktives Denken, Vermeidung von Situationen, oder Antriebsmangel, verstärken zudem Gewichtszunahme, mindern Ausdauer und Lungenvolumen, führen ggf. zu psychosomatischen Beschwerden wie Rücken-, Magen- oder Kopfschmerzen. Körperliche, geistige Fitness und allgemeine Aktivität beeinträchtigt somit beobachtbar die Leistungsfähigkeit eines Menschen im positiven, wie negativen Sinne.
Das 6-Säulenkonzept integriert deshalb Übungen für diese Bereiche.
8. Fazit: Einführung
Leistung kann man individuell bewerten und dreidimensional betrachten, weil sie sich aus mehreren Komponenten definiert, wie die emotionale Ebene und die Handlungsebene:
Erfahrung oder starre Leistung
Geistige Fitness oder flexible Leistung
Mentale Stimmung
Körperliche Fitness und allgemeine Aktivität
Um Leistungsfähigkeit und dessen Verlauf messbar zu machen, aber auch um Wirkung von Konzentrationstraining sichtbar nachzuweisen, bietet das Konzept drei Komponenten:
Standardisierte Leistungstests
Selbstbeurteilungsskalen
Fremdbeurteilungsskalen
Die Wirkung von vielschichtigen Faktoren dürfen beim Konzentrationstraining nicht außeracht gelassen werden und ein Hirnleistungstraining im 6- Säulenkonzept bietet deshalb immer Therapiemittel an, die Emotionen, Handlung und körperliche Bedürfnisse fördern. Das Konzept besteht deshalb nicht nur eindimensional aus schriftlichen Übungen oder PC-Training, sondern versucht mit flexiblen Übungen auch Stimmungswechsel, Aktivitäten, Selbstwirksamkeit und kreativen Ausdruck zu fördern.
9. Die sechs Säulen des Konzepts Das 6-Säulenkonzept nimmt deshalb folgende sechs Faktoren aus verschiedenen Lebensbereichen eines Menschen in den Fokus, die sich auf Leistungsfähigkeit auswirken:
1. Stimmungsveränderungen Emotionale Schwankungen, Stressfaktoren und psychische Belastungen wie Depressionen oder Angststörungen wirken sich direkt auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Negative Stimmungen blockieren oft den Zugang zu kognitiven Ressourcen.
2. Fehlende Struktur Ein Mangel an Tages- oder Wochenstruktur kann dazu führen, dass Aufgaben nicht effektiv bearbeitet werden. Eine klare Organisation hilft, Chaos zu vermeiden und die Konzentration gezielt zu lenken.
3. Bewegungsmangel und körperliche Erkrankungen Körperliche Fitness und Bewegung beeinflussen nachweislich die Gehirnleistung. Chronische Erkrankungen oder Inaktivität tragen zu einem reduzierten Energielevel bei. Aktivität fördert Stoffwechsel und die Produktion Stimmung verändernder Hormone.
4. Festgefahrene Verhaltens- und Denkmuster Starre Denkweisen oder unflexible Reaktionsmuster schränken die Fähigkeit ein, Probleme zu lösen oder sich auf neue Aufgaben einzustellen.
5. Psychiatrische Erkrankungen und wirkungsreiche Umgebungsfaktoren Stressige Umgebungen, soziale Konflikte oder mangelnde Rückzugsmöglichkeiten verstärken die Symptome vieler psychiatrischer Erkrankungen.
6. Wachsender Bedürfnismangel und unausgeglichener Energiehaushalt Ein unausgeglichener Lebensstil, bei dem grundlegende Bedürfnisse wie Schlaf, Ernährung oder Erholung vernachlässigt werden, führt zu einem „leeren Akku“.
10. Das Akkumodell: Entlader und Lader identifizieren
Das 6-Säulenkonzept verwendet das Bild eines Handy-Akkus, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, für „Energie-Lader“ zu sorgen, während „Energie-Entlader“ minimiert werden. Zu den Entladern zählen stressige Lebenssituationen, Überforderung oder ungesunde Gewohnheiten. Lader hingegen können Aktivitäten sein, die Freude bereiten, den Körper stärken oder Erholung bieten. Das Konzept hilft, diese Faktoren zu identifizieren und gezielt zu beeinflussen. Es verdeutlicht, dass Konzentrationsschwächen nicht isoliert auf die Arbeit beschränkt sind, sondern alle Lebensbereiche betreffen.
10.1 Eigenschaften, die zur Leistungsfähigkeit beitragen
Das 6-Säulenkonzept definiert eine Reihe von menschlichen Eigenschaften, die sowohl handlungsorientiert als auch reflektiv sind. Sie tragen dazu bei, leistungsfähig zu bleiben: Handlungsorientierte Eigenschaften: Logisches Denken, Problemlösungskompetenz, Konzentration, Ausdauer, Struktur und Motivation usw. Reflektive und emotionale Eigenschaften: Selbstbild, emotionale Intelligenz, Empathie, Grenzen setzen, Selbstwertgefühl und soziale Fähigkeiten usw. Je nach Belastung können diese Fähigkeiten in den sechs Lebensbereichen eingeschränkt oder beeinflusst sein. Ziel der Therapie ist es, Defizite zu identifizieren und gezielt zu stärken, aber auch Überschüsse zu erkennen, wie Perfektionismus oder zu hohe Erwartungshaltungen.
10.2 Anamnese: Grundlage für ein ganzheitliches Konzentrationstraining
Das 6-Säulenkonzept sieht eine umfassende Anamnese vor, um die individuellen Bedürfnisse der Patienten zu erfassen. Vier Aspekte sind hierbei zentral:
1. Selbsteinschätzungsbogen: Der Patient bewertet seine eigenen Fähigkeiten in den Bereichen Arbeit, Emotionen, soziale Beziehungen und Selbstwahrnehmung.
2. Fremdeinschätzung durch Therapeuten: Während kreativer Einzel- und Gruppensitzungen wird das Verhalten des Patienten beobachtet und analysiert.
3. Fremdanamnese durch Angehörige: Angehörige liefern wertvolle Informationen zu Umgebungsfaktoren und Verhaltensmustern.
4. Interdisziplinäres Team: Psychologen, Sozialarbeiter, Sporttherapeuten und Ärzte tragen ihre Beobachtungen bei, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Diese Anamnese ermöglicht eine individuelle Therapieplanung, die auf die spezifischen Lebensbereiche und Defizite des Patienten eingeht.
10.3 Therapiegestaltung: Methoden und Zielformulierungen
Die eigentliche Therapie kombiniert verschiedene Ansätze, um Leistung und die Konzentration auf breiter Ebene zu fördern:
Kreatives Arbeiten: Der Gefühlsausdruck wird durch Malen, Handeln, Selbstwirksamkeit oder andere kreative Aktivitäten gefördert.
Gruppenarbeit: Kompetenzzentrierte Gruppen stärken soziale Fähigkeiten und fördern die Problemlösungsfähigkeit.
Mindmaps und Brainstorming: Diese Techniken helfen, Denkblockaden zu lösen und kreative Ansätze zu entwickeln.
Körperliche Aktivität: Bewegung und Sport verbessern nicht nur die körperliche Fitness, sondern fördern auch die Konzentration.
Stressmanagement: Übungen zur Entspannung und Stressbewältigung unterstützen die emotionale Regulation. Diese vielfältigen Methoden machen die Ergotherapie zu einem zentralen Bestandteil des 6-Säulenkonzepts.
10.4 Vorteile des 6-Säulenkonzeptes
Das 6-Säulenkonzept hebt sich durch seine Ganzheitlichkeit von klassischen PC-Trainingsformaten ab. Es berücksichtigt die komplexen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Lebensbereichen und schafft ein individuelles Behandlungskonzept. Hier die Vorteile, die in der Praxis sichtbar wurden:
- Sensibilisierung und Einsicht Patienten entwickeln ein tieferes Verständnis dafür, dass Konzentrationsprobleme oft eine psychische Ursache haben und nicht durch isoliertes Training gelöst werden können.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit Die enge Kooperation zwischen verschiedenen Fachdisziplinen ermöglicht ein umfassendes Bild des Patienten und verbessert die Behandlungsqualität.
- Vielfältige Therapieansätze Ergotherapie bietet durch Gruppenformate, kreative Ansätze und strukturierte Übungen eine breite Palette an Behandlungsmöglichkeiten, die in das 6- Säulenkonzept einfach integriert werden können.
Fazit
Das 6-Säulenkonzept ist eine zukunftsweisende Methode, um Konzentrationsprobleme ganzheitlich zu behandeln. Es setzt auf die Integration aller Lebensbereiche in das Konzentrationstraining und fördert die Selbstreflexion der Patienten für Grenzen und Leistung. In der Praxis zeigt das Konzept bereits bemerkenswerte Erfolge und etabliert sich zunehmend als Alternative zu herkömmlichen Trainingsmethoden in der Ergotherapie und Psychiatrie. Das Konzept bietet im Übungsbuch für alle sechs Säulen kreative Anregungen und findet immer mehr Zugang in Kliniken und Praxen der Ergotherapie. Auch wenn die Behandlung komplex und aufwändig erscheint, bieten viele Einrichtungen schon alles, was man dazu braucht: Einzel- und Gruppenformate für Ergotherapie, kreative Gruppen, Ressourcen oder Stärkengruppe zur Förderung von Fähigkeiten, klassisches Konzentrationstraining und HLT-Gruppe, Projektgruppen, ADL-Begleitung, soziales Kompetenztraining und ambulantes Setting in Einzel und Gruppe.