Die Bücher aus dem Projekt - Steffen Kersken

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Die Bücher aus dem Projekt

Projekt Heimat & Tapas Niederrhein
Das Büchlein für Wartende!
Die freundliche Lektüre für das Krankenbett, den Wartesaal oder dem nachdenklichen Moment! Kersken wirft in gewohnt süffisanter, niederrheinischer Art, einen Blick auf Augenblicke des Stillstands: Scheitern, krank werden, Veränderungen, Verletzungen etc.
Krisen zwingen uns zum Pausieren, aber mit seinen kleinen Anekdoten aus dem niederrheinischen Miteinander, herzlichen Geschichten aus dem Leben und kleinen Impulsen über das Menschsein, schenkt der Autor uns neue Blickwinkel. Eine Pause ist kein Ende, eine Atempause kein Abschluss und ein Innehalten kein Abgesang. In Zeiten der Veränderung wachsen wir innerlich und müssen unsere Bedürfnisse erkennen. Steffen Kersken wirft in seiner Art verschiedene Sichtweisen auf das Warten und sich finden.

„Ein herzliches Buch zum Aufheitern, Blickwinkel ändern und Perspektiven finden, ein Geschenk für Menschen, die in Zeiten von Krisen Orientierung suchen und sich selbst finden möchten“
WAZ - Zeitung
Geschichten aus der Heimat!
Mit niederrheinischem Humor, dem feinen Blick für die Menschen und einer Portion Ironie, schreibt Steffen Kersken über Momente, Begegnungen und Augenblicke in seiner Heimat dem Niederrhein.
Dabei trifft er immer den Nagel auf den Kopf oder versteckt kleine Weisheiten in typisch-niederrheinische Geschichte, mit all seinen Eigenheiten und liebenswerten Menschen darin. Kersken schafft es, das Leben in kleine Impulse und Anekdoten einzufangen, nicht selten entwickelt sich eine lustige Posse in eine nachdenkliche Dichtung über das Leben und das "Mensch sein" um, womit er seine Leser zum Nachdenken und schmunzeln animiert.

Das Buch ist Teil seiner "Kreativen Projekte für den guten Zweck!" und der Großteil der Einnahmen gehtan karitative Einrichtung am Niederrhein. Mit seinen beliebten Musiklesungen und Büchern bringt er Künstler, Musiker, Maler und prominente Persönlichkeiten in verschiedenen Projekten zusammen, um Kunst und die Region zu stärken, als auch mit Kreativität zu bewegen. Für "Geschichten aus der Heimat", haben sich regionale Künstler von seinen Texten inspirieren lassen und mit Ihren Bildern zu einem lebendigen Buch beigetragen, das mit verschiedenen Blickwinkeln auf das Leben und den verschiedenen Facetten des "Mensch sein" blickt.

"Ein liebenswertes und lebendiges Werk über das Leben mit all seinen Facetten: scheitern, lieben, streiten und ankommen. Farbenfroh und vielfältig, auch dank großartiger Bilder namhafter Künstler vom Niederrhein!"     
Rheinische Post -  Marc Fister

Dat is Heimat!
Ein wunderschönes Buch über Identität, Wurzel, Heimat und ihren Menschen. Buchautor Steffen Kersken schreibt süffisant über das "Mensch sein" und seinen vielfältigen Facetten. In liebevollen Anekdoten, kleinen Impulsen, herzlichen Gedichten und warmherzigen Geschichten, gelingt es ihm, Momente wie Augenblicke zu durchleuchten und in seiner humorvollen Art festzuhalten. Der Moerser Fotograf, Peer Deubel, viele weitere Maler, kreative Künstler, großartige Fotografen und Menschen vom Niederrhein, haben sich von seinen außergewöhnlichen Texten inspirieren lassen, und runden das Buch mit Ihren Bildern und Werken ab. Eine fabelhafte Mischung aus Poesie, Texten, reflektiven Momenten und poetischen Bildern.

Das Buch ist Teil der kreativen Projekte für den guten Zweck, iniziiert von Steffen Kersken und ein Großteil der Einnahmen fließt an karitative Einrichtungen am Niederrhein!
*Die Bücher sind ein ideales Geschenk zu vielen Anlässen, das Papier mit edlem Hochglanz versiegelt und im Hardcover A4-Format erhältlich! Sie verschenken Freude, Heimat, Aufmunterung, Humor, Nachdenklichkeit und künstlerische Kreativität in einem! Das Gute daran: Wir unterstützen karitative Einrichtungen am Niederrhein!
Hier gibt et ein paar Kostproben aus den Büchern, Du siehst so abgemagert aus!
Aber Vorsicht, dat ist lustig, nachdenklich, herzlich und ein bisschen Weise...

Gute Besserung!
Zupke, mein entfernter Bekannter, aber nicht Verwandter, erzählte mir neulich beim Griechen in Bergheim, dass er sich neuerdings angewöhnt habe, freilich mit etwas Übung, nach diversen Gesprächen, Unterhaltungen oder auch nach einem Small Talk, sei es im Stehen oder gerne im Sitzen, ob in der Fußgängerzone oder an der Bar, statt einem gewöhnlichen „Tschüs“ ein „Gute Besserung“ zu wünschen.
Zupke, zu mir beim Griechen, sei es zunächst peinlich gewesen, diesen kleinen Seitenhieb, diese verbale Spitze oder versteckten Hinweis zu äußern und es habe ihn eine gewisse Überwindung gekostet. Aber die Tatsache, dass auch langjährige Freunde oder Bekannte immer mehr nörgelten, zum Teil sogar ins unerträgliche Alles-Stänkern verfielen, habe ihn letztendlich davon überzeugt, seine Kommunikationsweise entsprechend anzupassen, vielmehr noch, seine Reaktion auf verbales Dauer-Nörgeln und Permanent-Murren zu verschärfen. Dieses latente Erwachsenen-Quengeln sei er über, mache ihn wurmstichig, aber so wat von wurmstichig, so Zupke zu mir beim Griechen in Bergheim!
Das sei der Grund, warum er sich letztens im privaten Freundeskreis, nach penetrantem Flüchtlings-Moppern, Mobbing-Gezetere und Gerechtichkeits-Quengeln mit einem leisen und freundschaftlichen „Gute Besserung“ verabschiedete! Diverse Freunde, so Zupke zu mir im Poseidon, hätten seine Anspielung kaum wahrgenommen, weshalb er etwas später, am wöchentlichen Doppelkopf-Stammtisch, mit ausdrucksvoller Stimme ein munteres „Gute Besserung“ in die Kneipe geschmettert habe, was auch an Nachbartischen zum kurzfristigen Verstummen führte! Aber nur kurzfristig, es sei noch keine dauerhafte Besserung zu erkennen gewesen! Zupke, so Zupke zu mir, sei neulich sogar der emotionale Geduldsfaden gerissen, als er am Duisburger Bahnhof, auf der Toilette sitzend, vom Häuschen-Nachbar regelrecht von der Seite angefahren wurde, warum es denn hier nur einlagiges Toiletten-Papier gäbe und ob sich eine moderne Stadt kein zweilagiges Ritzen-Krepp leisten könne! Überall, wo man geht und sitzt, seien nur noch Nörgel-Fressen, so Zupke zu mir, mit erboster Stimme.
Er habe sein Verhalten deswegen verschärft und sich bei einem spanischen Abend in Moers etwas völlig Abwegiges geleistet, etwas völlig Aberwitziges, so Zupke. Das mondäne Pärchen am Nachbartisch sei dermaßen mit einem Dauer-Beschweren und Allzeit-Motzen aufgefallen und habe sich selbst über die kleinsten Auffälligkeiten beschwert, dass Zupke sich ein Einschreiten mehrfach habe verkneifen müssen. Mehrfach!
Er ließ es sich aber nicht nehmen, beim Verlassen des Lokals kurz an den Problem-Tisch heranzutreten und dem verdutzen Mecker-Pärchen ein fröhliches „Gute Besserung“ zu wünschen!
Ein kurz aufbrausender Applaus der nebenan sitzenden Gäste brachte das Moser-Paar vollends zum Schweigen!
Durch diese Erfahrung motiviert, so Zupke zu mir zwischen Ouzo und Zaziki, habe er sämtliche Hemmungen verloren und im Zug neulich sogar eine harte Nuss geknackt, als er einen narzisstischen Ehemann und System-Stänkerer zurechtwies, als dieser im Zug die verstörte Schaffnerin annörgelte, wer denn im beschmutzen Abteil für die ganzen Sauereien gefälligst verantwortlich sei! Zupke habe sich passend eingemischt, dass für Sauereien in Zügen der Fahrgast verantwortlich sei, und dem perplexen Mecker-Ehemann obendrein ein „Gute Besserung!“ gewünscht, woraufhin sich die genervte Ehefrau ein kurzes Lächeln nicht verkneifen konnte.
Zupke würde neuerdings nur noch, immer wieder, ohne darüber nachzudenken oder zu zweifeln, bei Verabschiedungen ein „Gute Besserung“ verwenden. Pauschal!
Egal ob Small Talk, Unterhaltung, Kneipen-Geschwätz, Grill-Abend, Zufalls-Treff oder Vereins-Pudelei, ob Verkaufs-Gespräch, Meeting, Zielverhandlung, kollegialer Talk oder Mitarbeiter-Gespräch, er würde immer ein „Gute-Besserung“ wünschen. Pauschal!
Sicher ist sicher“, so Zupke zu mir beim Griechen am Wendekreis!
Die Menschen würden immer mehr darauf reagieren, zum Teil überrascht oder sogar positiv, einige wenige könnten, wenn sie ein „Gute Besserung“ nach ihrem Motz-Anfall zu hören bekämen, ein verschmitztes Lächeln nicht unterdrücken!
Zupke, so Zupke zu mir, habe letztendlich sogar in Telefongesprächen ein „Gute Besserung“ gewünscht, selbst bei hochoffiziellen Gesprächen, die hochoffiziell zu hochoffiziellen Zwecken mitgeschnitten würden, wie auch bei dem Telefonat mit Herbert Knackfuß, dem Leiter der Sparkassen-Filiale in Rumeln-Kaldenhausen, hätte sich Zupke mit einem „Gute Besserung!“ verabschiedet.
Mit Erfolg, denn, wie die hochoffizielle Tonaufnahme der Sparkasse beweisen würde, so Zupke zu mir in Bergheim, hätte Knackfuß das Gespräch mit einem einsichtigen „Dankeschön“ beendet!
Nachdem Zupke den letzten Ouzo leerte, blieb er noch einmal abrupt in der Türe des Griechen stehen und drehte sich zu mir mit zwei abschießenden Worten um: „Gute Besserung!“
Was ist ein Glücksmoment?

Wenn wir auf der Suche nach Glück und Liebe, endlose Meere durchqueren.
Wenn wir mächtige Berge besteigen, um Stärke zu beweisen.
Wenn wir trostlose Wüsten durchqueren, um es anderen zu zeigen.
Wenn wir in zornigen Stürmen standhaft stehen bleiben, um anderen und der Welt zu trotzen.
Wenn wir steinige Wege durchschreiten, auf der Jagd nach Anerkennung.
Wenn wir in reißenden Flüssen gegen den Strom schwimmen, um unsere Identität zu finden, immer getrieben von der Suche nach Glück.
Aber wenn vor dir etwas auftaucht, von jetzt auf gleich im Lichte steht, und du plötzlich bemerkst:
Glück braucht das alles nicht.
Es braucht weder Mühen noch besondere Stärke,
keine Wüsten, kein bezwingen, kein trotzen
und kein standhaft bleiben.

Es war immer bei dir.
Dann ist das ein Glücksmoment.






Von Freiheit und innerer Freiheit

Unsere Gesellschaft kommt ständig mit neuen Sachen um die Ecke, und ich habe oft das Gefühl, den Verdacht und eine Portion Argwohn, das wir jeden Fortschritt mit schreiten müssen, jede Entwicklung uns mit entwickeln soll, jedes neue Ding uns erneuern soll und zwar im schnellen  Galopp. Man ist vom Fortschritt gerade erst erneuert worden, da kommt schon der nächste im Galopp vorbei geritten und will was von dir!
Altes Handy und du wirst schief angesprochen, quasi von der Seite angeschaut, nicht wahr. Keine ACTIVE-Uhr und du gerätst ins Kreuzfeuer, kriegst einen vor den Latz geknallt. Einmal ne schlechte Krawatte im Büro und dir bläst der Wind ins Gesicht, überspitzt gesagt.
Mitmachen oder nicht? Wir müssen schon früh abwägen, was gut oder schlecht ist: Welche Schule ist gut oder in welchen Kindergarten schicken wir die ganz Kleinen?
„Also man sagt ja, der Kindergarten an der Blumstraße ist der Beste. Also nicht man, sondern die Frauen aus der Wusel-Krabbelgruppe sagen das. Also drei von der Wusel-Krabbelgruppe sagen das beziehungsweise die Lisa Schmidktes sagt, der Kindergarten in der Blumstraße ist der Beste. Also da müßten sich schon viele Leute irren, also ganz viele, wenn dat nicht der Beste Kindergarten von ganz Trompet, Bergheim, Oestrum und Rumeln-Kaldenhausen wäre!“
Letztens in der Warteschlange bei Aldi, hat mir auch jemand von der Schule berichtet:
„Da gibt es Unterschiede, ja ja, vor allem die Ausländerzahlen, Herr Kersken, allein die Ausländerzahlen an Ihrer früheren Schule! Herr Kersken, ich sag es Ihnen mal unter vorgehaltener Hand, ich bin ja nicht Ausländer feindlich, aber da fürchtet sich mein Kind in die Pause zu gehen!“
Was wird studiert? Nur das Beste, versteht sich von selbst: „Akademiker, nicht wahr, darunter ist man nichts! Guck mich an, ich musste dat ganze Leben schuften, dat sollst du ma nich!“
Tablets für die Kids ab zwei und was sind die coolsten Schuhe für Dreijährige?
Das sind die Sorgen der jungen Elterngeneration! Bloß alle Trends im Auge behalten, immer Up to Date, sich auf den neuesten Stand bringen,automatischer Neustart, erneuern, pushen, digitalisieren und vervollständigen. So muss dat, liebe Freigeister! Und in Zeitschriften liest man plötzlich von Krankheiten, da habe ich das Gefühl, die bekommt man erst, seitdem man sie erfunden hat!
Oder der Thermomix. So ein kleines, geschmackloses Ding, spaltet eine ganze deutsche Gesellschaft!
Entweder oder, ja oder nein zum Thermomix! Schwarz oder Weiß! Das sind die  Kern-Probleme unserer Gesellschaft, wenn man den Themen einer Garten-Party nachgeht! Syrien wird platt gemacht, aber am Stammtisch streitet man über den Thermomix! Oder diese ganzen Ernährungstrends, muss man da alles mitmachen?
Omnivore Esser, Rohköstler, Vegetarier, Veganer, Frutarier, Marsianer und son Gedöns!

Also ich steh nachts auch für ne einfache Bockwurst auf, ganz ohne schlechtes Gewissen!
Ehrlich, ich mach für son Würstchen mitten in der Nacht die Alarmanlage  aus, da kenne ich nix! Da hab ich auch keine Malesse mit, bzw. schwere Gedanken oder ein schlechtes Gemüt, moralische Bedenken oder es grüßt mich die Justitia, von wegen Fleisch! Es muss nur im Rahmen bleiben und wir können bewußt mit Fleisch und dem Töten von Tieren umgehen, muss aber alles gleich ins Extreme verfallen?
Auch diese modernen Diäten, da blickt doch schon gar kein Schein mehr durch! Letztes Jahr  hat man mir  zum Beispiel ein Gutscheinbuch geschenkt, und das kennen Sie vielleicht auch,  der Niederrhein ist mittlerweile übersät und sogar zugepflastert mit griechischen Restaurants!
Ich habe eine Woche lang nur mit griechischen Gutscheinen, die sogenannte Steinzeit Diät ausprobiert. Kennen Sie Steinzeitdiät?
Nur Fleisch, keine Kohlenhydrate!

Montags, Gyros, Dienstags Bifteki, Mittwochs Moussaka, Donnerstaks Suzuki und Zaziki, Freitags Souvlaki, Samstags Kleftiko und Sonntags die Olympia Platte - Is ja Sonntag! 25 Kilo! Leider zugelegt!
Aber bei unserem Griechen in Bergheim ist der Gutschein besonders nett: zehn Ouzo trinken, eine Flasche Ouzo umsonst! Muss man aber noch im Laden vertrinken! Nee, mitnehmen geht noch nicht!
Ich war jedenfalls mit den Langscheids beim Spanier, und mal nicht beim Greichen, da war ich ganz froh, und die Gisela Langscheid, eine Herzens-Seele, liebe Freigeister, aber die Gisi spricht nicht in Sätzen, sondern in Anekdoten! Man könnte auch ironisch behaupten, die Gisi liebt das Nähen, denn sie ist öfters mal auf der Suche nach dem roten Faden, nicht wahr!
Also, in ihrem Kopf hat vieles noch einen Sinn, aber auf ihrer Zunge verliert sich oft jegliche sinnvolle Essenz, in ein niederrheinisches Paradoxon!
Das ist quasi die Problemzone des Niederrheiner: der rote Faden!
Die Gisi besitzt auch die Lebenskunst, zu 90% mit Leuten auszukommen, die sie nicht mag! So hört sich dat zumindest an, wenn Niederrheiner über andere erzählen und vor allem, wenn die Gisi erzählt! Überhaupt, egal wo man heutzutage hingeht, überall wird schlecht gemacht, runter geputzt, verunglimpft und wie schlecht doch alles ist, im Verein, mit den Freunden, auf der Arbeit, in der Gesellschaft und sowat alles.
Niemand denkt mehr positiv, so hab ich es im Verdacht, und sagt frei raus, was er möchte.
Lieber Protestwählen, als konstruktive Kritik üben und  für eigene Bedürfnisse richtig einzustehen. Mal echt sein und keine Fassaden zeigen, das gelingt vielen doch gar nicht mehr, nee, lieber wegducken und sich über Greta Thunfisch lustig machen, oder Thunberg. Statt mit zu verändern, erst mal schön abwerten, statt aufzustehen, sich lustig machen oder vor den Latz knallen.
EINFACH MAL MITMACHEN!
Es geht uns vielleicht zu gut, als das wir uns konstruktiv bewegen, kritisch in Fahrt kommen, auf die Straße gehen und mal Werte hochhalten. Komfortzone und Wohlstands-Adipositas, nenne ich das.
Für viele geht Empathie und Perspektivwechsel nicht weiter, als die Drehweite ihres Barhockers in der Stammkneipe!   Prost.
Ich führte mit Gisi gerade ein Gespräch, da lief der Herbert Menzel an uns vorbei, Richtung Klo! Da unterbricht Gisi unsere laufende Unterhaltung und begann ein so genanntes, niederrheinisches Randgespräch:
„Hömma, hasse gehört!“
So fangen die meisten niederrheinischen Randgespräche an. Also hören, heißt auf lateinisch audite. Hörsse nicht, heißt non audies und hör mal, hast du gehört, ist bereits gesteigert, also hör mal besser doppelt hin, eben auf Niederrömisch:
Hömma, hasse gehört!
„Dat ist der Herbert Menzel. Ganz tragisch, Steffen. Ganz tragisch! Er hat seine Frau mit Haus und zwei Kindern, nach 30 Jahren Ehe sitzen gelassen! Plötzlich schwul!
Ganz tragisch! Er ist Steward, musse wissen, und hat den Neuen auf dem Flug Weeze nach Mallorca kennengelernt!
Um es mit Parship auszdrücken: Saftstupse traf Maschinenbau-Ingenieur! Tragisch!
Für die Hinterbliebenen wird schon im Kindergarten gesammelt, also für Frau und die Kinder!“
Mitten im Gespräch, erzählt Gisi mir plötzlich das halbe Leben von Herbert Menzel, so als 30 Sekunden Randgespräch. Am Rande, nebenbei, seitlich der Peripherie oder abseits des Kerns. Niederrheinisches Randgespräch eben!
Also Vorsicht, liebe Querdenker, ich würde mir schwer überlegen, ob ich in niederrheinischen Kneipen noch auf Toilette gehe! Lieber sitzenbleiben! Ausharren, wegducken, Nest hocken!
Oder letzte Woche in Moers, ich war am „Pissoir“, das ist Französisch und heißt „Pinkelbecken“, neben mir stand noch einer und hinter uns huschte im Augenwinkel eine Person vorbei. Sagte der neben mir: „Dat war der Peter Brommer, gaaanz schlimme Gürtelrose hat der gehabt, der is froh, dat der noch am Leben is! Aber wegen der Gürtelrose guckt der nicht so brummig, der guckt immer so, das hat man manchmal, nicht wahr, das Leute einfach „Naturbrummig“ sind!“
Ich sag: „Wer sind sie überhaupt?“, geh wieder ins Lokal, saß der Peter Brommer an der Theke, den ich nicht persönlich kenne und ich sagte im Vorbeigehen: “Gute Besserung!“, und er sagt wie ganz selbstverständlich: “Daaanke!“
Dat is Niederrhein! Und genau dat sind niederrheinische Randgespräche, liebe Querdenker, wie sie leben und leiden, oder leben und leiben!
Nee, aber die Gisi kann auch total ernst! Total nachdenklich! Dann merkt man auch, wie Weise sie im Kern sein kann, wie frisch ihre Seele aufblüht und was für ein schönes Gemüt in Wahrheit in ihr steckt. In Ihr steckt quasi ein gesunder Kern,  oder die skurrile Fassade hat einen liebevollen Kern, einen weichen Kern in bunter Schale und des Pudels Kern ist irgendwo vergraben.
So in der Art, irgendwie!
Gisi verfällt dann plötzlich, so von jetzt auf gleich,  in eine Art niederrheinische Poesie:
„Also ich glaube, wir sind nicht mehr frei, deshalb fühlen wir uns so verloren, so abgehängt, kriegen keine Luft. Freiheit, das ist so ein Wort. Sind wir Deutschen noch frei, bin ich noch frei? Können wir noch frei entscheiden, oder handeln wir noch frei? Äußern wir noch unsere Meinung? Gehen wir noch unseren Weg oder den der anderen? Folgen wir dem Trend oder unseren Bedürfnissen?
Verstehsse Steffen, welche Freiheit ich meine? Nicht die Freiheit in Frieden zu leben, oder das unsere Existenz gesichert ist, das ist für viele schon selbstverständlich, nein, ich meine die wirkliche Freiheit, die andere Freiheit!
Verstehsse Kersken?“
„Nee noch nicht!“
„Freisein, Freiberuf, Freikauf, Freiland, Freihand, Freidenker, Freifahrt, Freiwurf, überall diese Freiheit, wohin man auch guckt, begegnet einem die Freiheit.
Meinungsfreiheit, freier Wille, Freiwähler, Freischlag, Freistelle, Freizügig, Freigeboren, so viel Frei, frei, frei, aber sind wir wirklich frei?
Frei im Handeln, frei in den Entscheidungen, frei den Weg zu wählen, frei in der Sprache?
Diese Freiheit meine Ich, diese Freiheit! Wo ist sie in all dem Frei?
Freigiebig, Freikämpfen, Freilassing, Freigewerbe, Freihandel, Freikaufen, Freilassung, Freiheit, Freiheit, Freiheit, überall und „nöcher“ die Freiheit: es lebe die Freiheit, ein Prost auf die Freiheit. Prost, du Freiheit!
Freiübung, Freizügig, Freiluftkino, Freizeitpark, ach wie frei wir sind! Freinehmen, Freischläfer, Freigabetermin, Freigeschaltet, Freilichtbühne, Freiheitskrieg, Freigeschwommen, Freiverkäuflich, Freikarteninhaber, Freizeitausgleich... werte Dame, ich bin so frei!
Freiheit. Die Freiheit. Unsere Freiheit. Gott sind wir frei!
Freilich kaum zu glauben!
Aber wo ist die Freiheit in Syrien, im Irak, in Israel und Palästina, wo ist die Freiheit versteckt, also unsere besagte Freiheit? Hier bei uns soll sie sein, ich bin so frei. Aber siehst du sie, Steffen? Spürst du sie? Wo ist die Freiheit, die diese Syrier, Afghanen, Afrikaner und wie sie alle heißen, zu uns führt? Wo ist diese Freiheit, die ich meine? Spürst du diese Freiheit?
Nicht die Freiheit, sondern die andere Freiheit, wonach wir uns insgeheim alle nach sehnen, trotz dieser täglichen Freiheit und dem vielen frei sein! Freistaat, Freitag, Freigabe und Freizügig!
Warum fühlen wir im Innern nicht diese Freiheit, wo sie doch überall bei uns rumliegt? Wieso spüre ich nichts, wenn da so viel Freiheit scheint? Freischein. Ich spüre Enge. Ich spüre Bedrücktheit. Misstrauen. Druck. Ich fühle mich ersetzbar.
Ich rede von Freiheit, nicht dieser Freiheit, sondern der anderen Freiheit, nach der wir uns eigentlich ein wenig sehnen: im Alltag, auf der Arbeit, im Verein, beim Händeschütteln, beim Leben, beim Lieben und beim Stark sein. Mal verzeihen können, mal schwach sein dürfen, mal nicht jede Entwicklung mit gehen zu müssen, nicht immer ansprechbar sein, maximal online,  und ein Leben, als Problemlöser zu leben. Mal sieben gerade lassen.  Keine 110%.  Wenn du verstehst, was ich meine! Diese Freiheit meine ich, ja, diese Freiheit meine ich! Vielleicht diese Freiheit, die Flüchtlinge gar nicht bei uns suchen.
Wenn Du verstehst, was ich meine, und von welcher Freiheit ich eigentlich spreche...“



Perspektivwechsel

Zupke, mein ferner Bekannter, teilte mir neulich in der Moerser Kneipe Ritumenti mit, dass er aus perspektivischen Gründen, also wegen dem Blickwinkel und anderer dubioser Ansichten, nun immer Hut tragen würde. Er habe es satt, wie wenig empathisch die Menschen mittlerweile seien, sich nur noch um sich kümmerten, Ellenbogen-Philosophie auslebten und dadurch immer ängstlicher, verbitterter und quasi unfreundlicher werden würden, so Zupke zu mir in Moers über andere. Er selbst gab zu, so Zupke, das ihm ein objektiver Perspektivwechsel bei manchen Themen und Menschen, immer schwerer gefallen sei. Er habe deshalb, immer dann, wenn ihm eine Meinung zuwider war, nicht paßte, nicht ansprach oder ihm übel aufstieß, vor seinem Gegenüber, einen eleganten Handstand durchgeführt. Egal wo, ob Supermarkt, Fußgängerzone, Theke oder neulich im Foyer der Sparkasse in Rumeln-Kaldenhausen!

Diese Methode, so Zupke zu mir im Ritumenti, nenne sich Handstandmethode, bei der man die eigene, eingefahrene Sichtweise, durch das schlagen eines Handschlages oder Radschlages, auf den Kopf stelle, also die Perspektive verändere. Leider habe Zupke, so Zupke zu mir, in der Warteschlange zur Sparbuch-Beratung, den Sparkassen Filialleiter Herbert Knackfuß, beim durchführen eines Perspektivwechsel und Radschlags dermaßen niedergetreten, aus versehen betonte Zupke, aus versehen, daß Knackfuß drei Wochen lang, wegen Kieferprellung krankgeschrieben wurde und er diese Methode nun abgeändert habe. Wegen der Verletzungsgefahr, also der körperlichen!

Er trage nun für unterschiedliche Ansichten, Blickwinkel oder Perspektiven, unterschiedliche Hüte und habe immer drei verschiedenfarbige Kopfbedeckungen dabei, damit sein Gegenüber, die unterschiedlichen Perspektiven erkennen könne. Sonst mache das Ganze keinen Sinn, nicht wahr, so Zupke zu mir.

Er trage den blauen Hut für kritische Betrachtungen, den gelben Hut für schelmische Ansichten, den weißen Hut für offen und empathischen Austausch! Es gäbe noch einen schwarzen Hut für Wutausbrüche und Impulsverhalten, aber den gebrauche Zupke kaum noch!

Er habe, so Zupke in Moers, dadurch viel mehr Herz, Verständnis, Offenheit und Mitgefühl für sein Gegenüber entwickeln können, und ich solle die Hut-Methode ausprobieren, so Zupke zu mir in Moers, die anderen Menschen würden gleich viel freundlicher wirken, teilweise sogar Lächeln und alles nicht mehr so ernst sehen, so verkniffen und perfektionistisch, weil Sie plötzlich auf Verständnis treffen würden, die Hand gereicht bekommen oder sogar hin und wieder ernst genommen würden! Dazu brauche man auch kein Hut-Gesicht, meinte Zupke zu mir süffisant, in Moers.








Ein Kopp und ein Arsch

Letztens saß im „Eckchen“ in Uerdingen, dat is direkt am Rhein und da kann man wunderbar die Seele baumeln lassen, nicht wahr, liebe Freidenker. Ich brauch auch nicht viel, um die Seele baumeln zu lassen: ein Tresen, ein kaltes Bier und Gäste, die kaum was sagen. Die sollten, so wie ich, einfach nur da sitzen, und sinnen. Ja, sinnen. Das Leben auf sich wirken lassen. In Stille.
Also in sich einwirken lassen, ohne das es sofort verbal verfälscht wird, wieder rauskommt und mich irgendwie einnimmt.
Am Niederrhein gibt es viele Tresenschweiger, da müssen sie beim Kneipenbesuch mal drauf achten. Ich genieße das, wobei viele Leute, so eine ausgemachte Stille, ja gar nicht gut ertragen können. Hab ich letztens noch von Edda Lissen gehört, das ginge bei den beiden mit dem Schweigen schon morgens los. Und überhaupt,  ihr Heinz würde schon lange kaum noch was sagen. Kaum. Nur gelegentlich, schon gar nichts emotionales und nur noch zweckmäßiges.
Ich hab mit Stille keine Probleme, ich sinne ja gerne. Da braucht man die Stille. Eine Portion Ruhe.
Beim Sinnen entstehen viele kreative Gedanken, wenn man so mit sich allein ist, quasi in eine einsame Klausur geht.
Ich sitze dann irgendwo, schau in die Ferne und sinne vor mich hin.  Ich horche in mich hinein, aus mir heraus und quer durch das Leben hindurch.
Hin und wieder kommt einer und sagt:
„Alles in Ordnung? Sie sehen so depressiv aus, Herr Kersken. So, als hätte Sie der Esel im Galopp verloren!“
Ich sag: „Alles in Ordnung, ich bin nur am Sinnen!“
Im „Eckchen“ in Uerdingen,  kann man wunderbar sinnen, weil da nur alle paar Stunden einer wat sagt. Nach ellenlanger Stille, schmeißt dann ein Gast einfach mal einen typisch-niederrheinischen Satz in die Mitte des Gastraumes:
„Hat mir letztens die Brigitte erzählt, der ihr Tochter ihr Mann, der ist Arzt in den Wedau-Kliniken, und der hat letztens zu Brigitte gesacht, et wird demnächst noch wat viel schlimmeres kommen, als Corona!“
Dann ist wieder Stille und betretenes Schweigen der sechs Gäste, inklusive mir.
Sagt einer in dat betretene Schweigen:
„Lassen wir uns überraschen!“

Dat is Niederrhein live! Und dann is wieder Stille. Sinnen.
Und im „Eckchen“ habe ich den Peter Freese getroffen, dat ist so einer, liebe Philosophen, der kommt in die Kneipe rein, setzt sich an die Theke und spricht erst mal gar nicht, also noch weniger als nix. Aber wenn der dat sechste oder siebte Herrengedeck aus Pils und Ouzo hat, dann sprudelt es aus ihm heraus, aber nicht in Sätzen, sondern in Weisheiten!
Der Peter Freese versprüht dann so eine absurd-psycho-melancholische Poesie, das Wort gibt es nicht, beschreibt den Peter Freese aber am besten!
Seine Ausführungen wirken zum einen niederrheinisch Absurd, zum Teil aberwitzig und fern jeder Realität, aber urplötzlich berühren sie dich tief im Herzen, abrupt treffen sie dich, mit liebevoller Poesie und immer melancholisch anrührend!
Es musste nur der Ouzo aus Peter Freese sprechen und er avancierte zum überschwänglichen Poeten, zu einem Theken-Prediger mit Herz und Empathie. Man konnte stundenlang über die Poesie von Peter Freese nachdenken oder vor sich hinsinnen.

Wie letztens im „Eckchen“ in Uerdingen. Wir sitzen schweigend an der Theke, da guckt mich der Peter Freese nach dem sechsten Herrengedeck plötzlich an und sacht:
„Wir sind ein Kopp und ein Arsch!“
Einfach so, sprudelte es aus ihm heraus, so als spräche der Ouzo aus ihm.
„Wie ein Kopp und ein Arsch, Herr Kersken.
Wie Schwarz oder Weiß, da oben und da unten.
Wie Pest und Cholera, wie Sonne und Schnee.
Mein Vater und ich, wir sind verschieden, wie man nur gegensätzlich sein kann.
Er will mich zu dem machen, was er nicht ist, aber ich möchte nicht so sein, zudem er mich machen will.
Ein Kampf zwischen Feuer und Wasser, eine stetige Schlacht, voller Tränen und Schmerz.
Gefüllt mit Verletzungen und Ignoranz.
Es hat uns getrennt, das Ringen, das Erwachsenwerden.
Das Gegeneinander, aus der Sorge heraus.
Aus Verantwortung heraus,
Dieses stärker sein wollen, als der andere.
Das Vater und Sohn Ding.
Er will, ich muss, ich wollte doch nur, ich hab es gut gemeint,
Aber Du.

Und nun stehen wir unten am Rhein,
Wie zwei einsame Weiden,
Getrennt durch Raum und Zeit,
Im Herzen die gegenseitigen Verletzungen,
All die üblen Worte,
Er am linken Ufer, ich am rechten,
Kein Weg zurück oder aufeinander zu,
Nur noch die Vergangenheit.

Zwei einsame Weiden,
Er am linken Ufer, ich am rechten,
Getrennt durch den Rhein.

So verschieden und doch gleich,
Denn was uns immer verbindet, ist das,
Was uns auch ewig trennt.
Wir sind uns nah und doch so fern,
Wir kämpfen eisern, halten stand, geben nicht auf und nicht nach.
Wir sind uns gleich.
Das was uns immer verbindet, ist das,
Was uns auch ewig trennt.
Wir sind Feuer und Wasser,
Pest und Cholera,
Wir hassen und wir lieben uns.
Wir sind, wie ein Kopp und ein Arsch.

So verschieden und doch gleich.
Wie zwei alte Weiden unten am Rhein,
Der ein links am Ufer, der andere rechts,
Getrennt durch den Rhein
Und verbunden durch den Fluss.
Wir sind getrennt und doch verbunden,
Hassen und lieben uns,
Was uns immer verbindet, ist das,
Was uns ewig trennt.

Wie zwei alte Weiden unten am Rhein,
Getrennt und verbunden durch den Fluss,
Was uns immer verbindet, ist das,
Was uns ewig trennt.

Wir sind, wie ein Kopp und ein Arsch, Herr Kersken.
Verbunden durch etwas.
Ist das nicht traurig und auch schön?
Er ist mir über, aber er fehlt mir,
Wie ein lebendiges Paradoxon.
Ein Kopp und ein Arsch!“

Und dann blickte Peter Freese wieder auf den Tresen und war still.
Sehen Sie, liebe Querdenker, das ist  die absurd-psycho-melancholische Poesie:
Wir sind ein Kopp und ein Arsch!



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